Letztes Wochenende war das Tischtenniszentrum am Böblinger Silberweg 20 für Bundesliga noch gut genug. Diesmal kam es zum Eklat.
Die SV Böblingen wollte am Sonntag eigentlich gegen den TSV Langstadt spielen. Doch die Hessinnen und auch der Oberschiedsrichter beanstandeten die Sauberkeit des Hallenbodens. Durch diverse Bauarbeiten unter der Woche sammelte sich Holzstaub auf dem Boden und in allen Ritzen. Eine professionelle Reinigungsfirma sagte zu allem Überfluss kurzfristig ab. Tamara Papadopoulos und ihr Team versuchten noch, trocken und nass zu wischen, aber ohne sichtbaren Erfolg. Böblingens Manager Frank Tartsch entschuldigte sich für den Zustand der Halle: „Das ist mir in 30 Jahren Bundesliga noch nicht passiert, unter solchen Umständen ein Spiel ausrichten zu müssen“.
Schließlich einigte man sich auf folgendes Vorgehen: Die Partien im Doppel werden regulär begonnen. Nach dem ersten Satz entscheidet Böblingens Trainer Volker Ziegler aufzugeben, zum Schutz seiner Spielerinnen vor Verletzungen. Wertung der Partie somit 6:0 für Langstadt.
Damit steht die SV Böblingen nach Abschluss der Vorrunde mit 0:14 Punkten da, der Abstand zum rettenden Ufer beträgt vier Zähler. Wie konnte es dazu kommen? Volker Ziegler: „Wir hatten in der Vorrunde eine Schwangere und eine Verletzte. Das konnten wir personell nicht kompensieren. Wir müssen schauen, dass die Rückrunde anders läuft“. Frank Tartsch ergänzt: „Wir versuchen alles“.
Am Samstag sendete die SV Böblingen ein Lebenszeichen, holte aber keine Punkte. Nach einer 3:0-Führung unterlagen die Böblingerinnen mit 4:6 beim Tabellendritten TSV Schwabhausen vor 50 Zuschauern.
SVB-Trainer Volker Ziegler überraschte gegen Schwabhausen mit neuen Doppelformationen. Qianhong Gotsch spielte erstmalig mit Alexandra Kaufmann zusammen, Mitsuki Yoshida mit Annett Kaufmann. Das erwies sich als Volltreffer. Die einen gewannen glatt in drei Sätzen, die anderen in fünf. Völlig unerwartet führte die SV Böblingen in einem Bundesligaspiel nach den Doppeln mit 2:0. Das gab es zuletzt vor 23 Monaten. Dann traf Annett Kaufmann auf Schwabhausens Neuzugang, die 19-Jährige Chinesin Liu Yangzi. Die 15-Jährige Böblingerin, in Baden-Baden geehrt als Deutschlands „Newcomer des Jahres“, zeigte sich nach ihren strapaziösen Turnieren der letzten Wochen gut erholt. Im fünften Satz trumpfte Böblingens Mega-Talent groß auf und brachte Schwabhausens Chinesin mit 11:8 die erste Saisonniederlage bei. Team-Europameisterin Sabine Winter ist dafür bekannt, dass sie gegen Qianhong Gotsch ziemlich souverän und abgezockt auftritt. So auch diesmal, nur der dritte Satz ging an die Böblinger Nummer eins. Trotzdem: Eine 3:1-Führung für die SVB zur Pause, damit hatten selbst die größten Böblinger Optimisten nicht gerechnet.
Lag es am Pausentee? Jedenfalls holte die SV Böblingen danach nur noch einen Zähler. Alexandra Kaufmann konnte an ihre tolle Leistung im Doppel nicht anknüpfen und war ohne Chance gegen die Kroatin Mateja Jeger. Mitsuki Yoshida verlor ebenfalls in drei Sätzen, somit war der Böblinger Vorsprung schnell dahin. Dafür schnappte sich Qianhong Gotsch den ersten Satz hauchdünn mit 12:10 gegen Liu Yangzi. Den zweiten gewann sie deutlich. Im dritten dominierte Liu, doch im vierten Satz machte „Hongi“ alles klar. Annett Kaufmann verlangte Sabine Winter alles ab, zu einem Satzgewinn für die Böblingerin reichte es jedoch nicht. 4:4 der Spielstand, das hintere Paarkreuz musste die Entscheidung bringen. Mitsuki Yoshida vergab eine 10:7-Führung im zweiten Satz gegen Mateja Jeger. Das war die Vorentscheidung. Auch Alexandra Kaufmann konnte das Blatt nicht wenden.
Volker Ziegler, wegen der Erfolge seiner Schützlinge bei den Paralympics Deutschlands Tischtennis-Trainer des Jahres: „Wir haben heute unter den gegebenen Umständen das Maximale herausgeholt. Yoshi ist immer noch gehandicapt wegen ihres Ellbogens. Annett musste nach dem zweiten Satz gegen Sabine Winter eine medizinische Auszeit nehmen wegen Rückenbeschwerden, was aber nicht spielentscheidend war.“
Die Ergebnisse vom Samstag (Schwabhausen zuerst genannt): Liu/Jeger – Gotsch/Alexandra Kaufmann 0:3, Winter/Feher – Yoshida/Annett Kaufmann 2:3, Liu – Annett Kaufmann 2:3, Winter – Gotsch 3:1, Jeger – Alexandra Kaufmann 3:0, Feher – Yoshida 3:0, Liu – Gotsch 1:3, Winter – Annett Kaufmann 3:0, Jeger – Yoshida 3:0, Feher – Alexandra Kaufmann 3:0.