Auf ein Neues am Montag in Weil am Rhein. Die SV Böblingen ist weiter im Rennen um die deutsche Meisterschaft im Tischtennis. Und das ohne ihre taiwanesische Rückrunden-Perle. In einem hochdramatischen Rückspiel in Weil gewannen die SVB-Frauen am Sonntag mit 6:3 und machten damit die 3:6-Heimniederlage vom Freitag wett. Somit kommt es zu einem dritten Spiel bereits am heutigen Montag um 18 Uhr.
Im Play-off-Hinspiel am Freitag in der Böblinger BBG Arena setzte sich Favorit ESV Weil gegen die SV Böblingen durch. SVB-Manager Frank Tartsch zur Begrüßung: „Wir haben nicht mit den Play-offs gerechnet. Unser Ziel war der Nicht-Abstieg, doch plötzlich haben wir eine tolle Rückrunde hingelegt. Unsere Lin Chia-Hsuan war nur für die reguläre Rückserie bis 20. März eingeplant. Im April hat sie in ihrer Heimat Taiwan dringende Studientermine.“
1:1 stand es nach den Doppeln, weil Annett Kaufmann und Leonie Hartbrich glänzend harmonierten und Angriffstischtennis vom Feinsten boten. Die 50 Zuschauer sahen dann einen souveränen Auftritt von Böblingens Nummer eins Qianhong Gotsch gegen die Serbin Izabela Lupulesku, Nichte des früheren Weltklassespielers Ilija Lupulesku. „Hongi“ war stark in der Abwehr und im Angriff. Diesmal spielte sie sogar erfolgreiche Rückhand-Attacken. Annett Kaufmann gelang gegen Polina Trifonova der perfekte Satz, es war der zweite. Im ersten und dritten hatte die Böblingerin viel Pech, im vierten wirkte sie resigniert.
Pause gab es diesmal keine, deshalb ging es beim Stand von 2:2 gleich weiter mit Leonie Hartbrich gegen Vivien Scholz. Leonie Hartbrich begann vielversprechend und gewann gleich den ersten Satz. Im weiteren Verlauf haderte sie des Öfteren mit ihrer Leistung. Alexandra Kaufmann wehrte sich nach Kräften, war aber gegen die international erfahrene Kroatin Hana Arapovic chancenlos. 4:2 für Weil. Dann wieder Qianhong Gotsch so wie man sie kennt. Mit vollem Körpereinsatz machte sie sich lang, um die gegnerischen Schmetterbälle zu fischen. Meistens gelang es ihr, dazu setzte sie noch die eine oder andere Attacke. Ihr Sieg gegen Polina Trifonova war jedenfalls ein hartes Stück Arbeit. Gotschs Begründung für ihre starke Leistung am Freitag: „Ich trainiere mehr.“ Annett Kaufmann fehlte zu Beginn gegen Izabela Lupulesku die Präzision in ihren Bällen. Das wurde im zweiten Satz besser, dann wieder schlechter. Leonie Hartbrichs zweite Niederlage an diesem Tag brachte das 6:3 für Weil.
SVB-Coach Ingo Gotsch nahm die Niederlage am Freitag nicht tragisch: „Der Klassenerhalt war die Pflicht. Das Spiel heute war die Kür. Annett muss am Sonntag einen guten Tag erwischen, dann haben wir noch eine Chance.“
Die Ergebnisse vom Hinspiel (SVB zuerst genannt): Gotsch/Alexandra Kaufmann – Lupulesku/Scholz 0:3, Annett Kaufmann/Hartbrich – Trifonova/Arapovic 3:1, Gotsch – Lupulesku 3:0, Annett Kaufmann – Trifonova 1:3, Hartbrich – Scholz 1:3, Alexandra Kaufmann – Arapovic 0:3, Gotsch – Trifonova 3:1, Annett Kaufmann – Lupulesku 1:3, Hartbrich – Arapovic 0:3.
Am Sonntag traf man sich vor 70 Zuschauern in gleicher Besetzung in Weil am Rhein wieder. Die SVB musste gewinnen, egal wie hoch, um ein drittes Spiel zu erzwingen. Annett Kaufmann erwischte tatsächlich einen guten Tag. Mit einer blendend aufgelegten Leonie Hartbrich gewann sie ihr Doppel, diesmal gegen die andere Weiler Formation. Und auch im ersten Einzel erwischte die Böblingerin nicht nur einen guten Tag, es war ein Glanztag. Annett Kaufmann wirbelte wie ein Derwisch und revanchierte sich mit einem glatten 3:0 an Polina Trifonova. Qianhong Gotsch machte es ihrer 15-Jährigen Teamkollegin nach und bezwang wie am Freitag Izabela Lupulesku. 3:1 für die SVB zur Pause, das sah richtig gut aus aus Böblinger Sicht.
Alexandra Kaufmann unterlag gegen Hana Arapovic, das war einkalkuliert. Dass Leonie Hartbrich erneut gegen Vivien Scholz verlor durchkreuzte die Böblinger Kalkulation, denn nun stand es 3:3. Doch dann lieferte Qianhong Gotsch wieder einen ihrer überragenden Auftritte ab und gab auch gegen Weils Polina Trifonova keinen Satz ab. Es wäre jammerschade, wenn Böblingens Idol gerade jetzt seine Karriere beenden würde. Annett Kaufmann spielte nicht minder überragend und krönte ihren Sahnetag mit einem 3:1 gegen Izabela Lupulesku. Spielstand jetzt 5:3, nun musste endlich am zweiten Paarkreuz ein Böblinger Sieg her und es käme zu einem dritten Spiel am Montag. Leonie Hartbrich machte es spannend und holte im vierten Satz einen 2:9-Rückstand auf und schaffte es mit 12:10 in den fünften gegen Hana Arapovic. Nur noch ein Satzgewinn bis zum 3. Spiel! Im fünften Satz war die Böblingerin gleich wieder 1:7 hinten, holte dann tatsächlich wieder auf, zum 10:10. In einer ewig langen Verlängerung wechselte die Führung ständig, bis zum vielumjubelten 16:14 für Leonie Hartbrich. Endstand 6:3 für Böblingen. SVB-Coach Ingo Gotsch: „Das war eine klare Steigerung zum Freitag-Spiel. Vorne vier Punkte ist schon extrem gut. Leonie spielte mit Schmerzen an der Leiste. Deshalb war ihr Auftreten vom Kopf her eine starke Leistung. Ich hoffe, dass sie bis zum dritten Spiel wieder fit ist.“
Die Ergebnisse vom Rückspiel (Weil zuerst genannt): Trifonova/Arapovic – Gotsch/Alexandra Kaufmann 3:1, Lupulesku/Scholz – Annett Kaufmann/Hartbrich 1:3, Trifonova – Annett Kaufmann 0:3, Lupulesku – Gotsch 0:3, Arapovic- Alexandra Kaufmann 3:1, Scholz – Hartbrich 3:1, Trifonova – Gotsch 0:3, Lupulesku – Annett Kaufmann 1:3, Arapovic – Hartbrich 2:3.