Das war nicht anders zu erwarten. Ohne die sich wegen Corona sorgende Spitzenspielerin Qianhong Gotsch verloren die Tischtennis-Frauen der SV Böblingen mit 1:7 bei Bundesliga-Tabellenführer TSV Langstadt.
Wieso hat die SVB nicht eine Absetzung der Partie beantragt, die in Pandemie-Zeiten anstandslos genehmigt worden wäre? Böblingens Trainer Volker Ziegler hat dazu eine klare Meinung: „Wenn es den Erstligisten unter Einhaltung des Hygienekonzeptes erlaubt ist zu spielen, ist das ein Privileg, das wir wahrnehmen sollten. Für die Entwicklung der Spielerinnen, vor allem der jungen, ist durchgehende Matchpraxis besonders wichtig. Ich habe aber auch vollstes Verständnis für andere Meinungen.“
Langstadts Petrissa Solja, zuletzt nicht in Topform, hatte in der ersten Partie gegen Mitsuki Yoshida nur im ersten Satz leichte Probleme. Die Böblingerin Xu Yanhua musste ihre beiden Partien kampflos abgeben, weil ihr lädierter Meniskus eine Wettkampfbelastung immer noch nicht zulässt. Alexandra Kaufmann war gegen die routinierte Tanja Krämer wie erwartet überfordert, wenngleich die Böblingerin drei relativ knappe Sätze ablieferte. Bereits nach 20 Minuten hieß es somit 3:0 für Langstadt.
Dann die Partie, die am ehesten Spannung erwarten ließ, Franziska Schreiner (18) gegen Annett Kaufmann (14). Beide sind hoffnungsvolle Talente im deutschen Tischtennis und trumpften bis jetzt am zweiten Paarkreuz der Bundesliga groß auf. Das Match war eine wilde Rallye. Beide gewannen je zwei Sätze deutlich, Annett Kaufmann gar den vierten mit 11:1. Im entscheidenden fünften lag die Böblingerin mit 6:2 hinten, holte dann auf 6:5 auf. Da war sie plötzlich, die erhoffte Spannung. Anschließend punkteten beide abwechselnd, bis Franziska Schreiner am Ende mit 11:8 das bessere Ende für sich hatte. 4:0 zur Pause, diese dritte gespielte Partie hätte ganz sicher Zuschauer verdient gehabt. Einen Livestream hat auch Langstadt organisiert, allerdings nur mit rechtzeitiger Anmeldung und gegen einen Obulus von vier Euro.
Nach der Pause das schnelle 5:0 und damit schon der Sieg für Langstadt durch den kampflosen Erfolg von Petrissa Solja gegen Xu Yanhua. In Corona-Zeiten wird allerdings nach dem Siegpunkt nicht abgebrochen sondern bekanntlich bis zum Schluss durchgespielt. So kam nochmals Spannung auf, denn Böblingens Japanerin Mitsuki Yoshida gewann den ersten Satz gegen Langstadts Ägypterin Dina Meshref mit 11:9. Auch den zweiten schnappte sich Yoshida mit 11:9. Den dritten gar mit 11:6, eine ganz starke Partie der Böblingerin gegen die Afrika-Meisterin und Nummer 35 der Weltrangliste. Gleichzeitig war es der Böblinger Ehrenpunkt. Denn Annett Kaufmann konnte genauso wie ihre Schwester gegen die Ex-Busenbacherin Tanja Krämer nichts ausrichten. Alexandra Kaufmann begann fulminant gegen Franziska Schreiner, holte sich den zweiten Satz, konnte aber nicht nachlegen.
„Wir haben 1:7 verloren, aber gekämpft und alles versucht. Dass es ohne Hongi schwer werden würde, war klar. Sie ist nicht nur unsere Punktegarantin sondern auch unsere Führungsspielerin. Für Mitsuki freut es mich, dass sie so ein herausragendes Ergebnis erzielt hat“ fasste Volker Ziegler das Spiel aus Böblinger Sicht zusammen. Am 17. Januar beginnt für die SVB die Bundesliga-Rückrunde, sofern es Corona zulässt.
Die Ergebnisse (Langstadt zuerst gennannt): Solja – Yoshida 3:0, Meshref – Xu 3:0 kampflos, Krämer – Alexandra Kaufmann 3:0, Schreiner – Annett Kaufmann 3:2, Solja – Xu 3:0 kampflos, Meshref – Yoshida 0:3, Krämer – Annett Kaufmann 3:0, Schreiner – Alexandra Kaufmann 3:1.